«Man mischt sich unter die anderen, da vergeht alles, dann merkst du nichts, Kerl.»
Shownotes
Unser Zufallssatz: «Man mischt sich unter die anderen, da vergeht alles, dann merkst du nichts, Kerl.» Quintessenz der Diskussion von Lakritza aka Judith Niederberger
«Das isch mir än Kärli!» – wenn meine Mutter das sagt, weiss ich, was sie vom betreffenden Mann hält: nicht viel. «Kerl» im Diminuitiv ist bei ihr definitiv keine positive Aussage.
Die Aufforderung hingegen: «Sei ein ganzer Kerl!», zielt paradoxerweise aufs Gegenteilige ab und will appellativ vom Mannsbild verlangen: Sei stark! Sei ein Held! Stehe deinen Mann! –
Etymologisch betrachtet, stand die Bezeichnung Kerl im Mittelhochdeutschen für einen «freien Mann».
Unser Kerl hier scheint frei zu sein: Er kann sich unter andere Menschen mischen, niemand hindert ihn daran. Und doch scheint er sich nicht frei zu fühlen. Vielmehr will er in der Menge untertauchen – und «nichts mehr merken». Was möchte er verdrängen: Sein Anders-Sein? –
Jeder Mensch hat die Aufgabe seines Lebens zu lösen, für sich die eigene Identität zu finden und sich im sozialen Gefüge einzuordnen.
Wir vermuten, dass der «Kerl» hier noch am Anfang seines Werdegangs steht – und sollten recht bekommen: Franz Biberkopf hat noch mehr als 700 Seiten vor sich – einen Weg voll Irrungen und Wirrungen, bis er am Schluss am Alexanderplatz in Berlin ein rechter Kerl geworden sein wird.
Grafik: Judith Niederberger aka Lakritza mithilfe von Midjourney
Mitwirkende: Judith Niederberger aka Lakritza, Jeannette Häsler Daffré, Riccarda Mecklenburg, Maria-Anna Meissner, Sebastian Graulich, Ines Langs, Rosemarie Burmeister, Kerstin Schneider, Pia Knogler, Rahman Jamal u.v.a.m.
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